Martina Ohler
Autorin
Jahrgang 1967, zeichnet ebenso gerne, wie sie schreibt. Liebt Erzählungen über magische Reiche und epische Konflikte. Fabelwesen, Elfen und Zwerge tummeln sich häufig in ihren Geschichten. Wenn sie Herr Muserich küsst, schreibt sie auch mal Gedichte.
Der Klappstuhl
Als Kind ging ich gerne auf Tante Emmies Geburtstage. Stets gab es ein üppiges Kuchenbüffet. Mitten auf einer Wiese, umgeben von alten Obstbäumen.
Meine Mutter rümpfte die Nase über die Tischdecken.
„Die guten Damastdecken von Uroma Luise, hier im Freien, wo sich weiß Gott was für Ungeziefer draufsetzt“, zischelte sie empört, „und sieh nur, wie zerknittert die sind! Als ob Mutter Emmie nie gezeigt hätte, wie man eine Tischdecke ordentlich stärkt.“
Meine Mutter rümpfte die Nase über die Tischdecken.
„Die guten Damastdecken von Uroma Luise, hier im Freien, wo sich weiß Gott was für Ungeziefer draufsetzt“, zischelte sie empört, „und sieh nur, wie zerknittert die sind! Als ob Mutter Emmie nie gezeigt hätte, wie man eine Tischdecke ordentlich stärkt.“
Kirschsaft (Gedicht)
Will noch jemand Kirschsaft haben,
um sich so recht daran zu laben?
Will noch jemand den süßen Trunk schmecken
und sich so recht die Fingerchen lecken?
um sich so recht daran zu laben?
Will noch jemand den süßen Trunk schmecken
und sich so recht die Fingerchen lecken?
Das Leben ist wie Weihnachtsplätzchen
Das Leben ist wie Weihnachtsplätzchen, zuckersüß oder lebkuchenherb.
Manchmal so wunderbar mürbe, dass es buttrig auf der Zunge zergeht. Dann wieder springerlehart – du könntest dir die Zähne daran ausbeißen.
Eine elende Plackerei! Stundenlang wiegen und messen und rühren. Kühlen und auswellen. Ausstechen und backen. Und Vorsicht, immer schön aufmerksam bleiben, sonst verbrennt’s und du hast mal wieder für die Katz geschafft.
Weihnachten im Regenwald
»Du müsstest mal wieder deinen Regenwald stutzen, Sylvie.«
Max schnipste ein vertrocknetes Blatt vom Esstisch, der unter dem Wohnzimmerfenster
stand. Palmen und exotische Blattgewächse wucherten dicht gedrängt auf der Fensterbank und
filterten das winterliche Morgenlicht zu einem dämmrigen Grün. Ein bisschen weniger von dem
Grünzeug dass Sylvie mit so viel Inbrunst pflegte, wäre Max lieber gewesen.